Auswirkungen des Klimawandels auf die Gewässer

von Veronika Arz

Am 25.03.2023 endete die UN- Wasserkonferenz in New York mit einem breit gefächerten Aktionsplan. Als ein zentraler Punkt zum Schutz der Fließgewässer vor den Folgen des Klimawandels wurde deren Renaturierung gefordert.  In zwei Jahren soll in einer weiteren Konferenz der Sachstand, z.B. zu Maßnahmeplänen von den teilnehmenden Ländern abgefragt werden.

 

Klimawandel und EG- Wasserrahmenrichtlinie

Mit Inkrafttreten der EG- Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) im Dezember 2000 wurde ein Paradigmenwechsel in der Gewässerbewirtschaftung eingeleitet. Es wurde ein biologisch- ökologischer Bewertungsansatz für Gewässer geschaffen. Die Zielerreichung „guter ökologischer Zustand“ bzw. „ gutes ökologisches Potenzial“ wurde formuliert. Als Zeitrahmen wurde 2015, 2021, 2027 vorgegeben.

Erstmals wurde die Fischfauna in ihrer gewässerspezifischen Artenzusammensetzung und Altersstruktur in das Bewertungsschema aufgenommen.

Von der o.g. Zielerreichung sind wir noch weit entfernt, wenn auch lokal sehr gute Projekte mit Strahlwirkung umgesetzt wurden, z.B. im Bereich der Isarmündung, der Isar bei Landau und Dingolfing, am Inn bei Ering.

Von 659 Flusswasserkörpern (FWK) des Donaueinzugsgebietes haben derzeit nur 149 (23%) das Umweltziel erreicht (LfU, Stand 22.12.2021). Eine Zielerreichung für nahezu alle FWK der Donau ist wird erst nach 2045 erreichbar sein, so die Prognose des LfU Bayern

Als Hauptursache für die Nicht- Zielerreichung nennen Experten Habitatverluste und hydromorphologische Degradation.

Durch die Folgen des Klimawandels werden die negativen Einflüsse auf Lebensräume und die Hydromorphologie- deren Qualitätskomponenten sind u.a. Wasserhaushalt, Durchgängigkeit, Strukturvielfalt, Tiefenvarianz- weiter verschärft.

Was ist zu tun? Der Klimawandel ist nicht aufzuhalten, zumindest nicht mittelfristig.

Unser Maßnahmekatalog muss sich an die Folgen des Klimawandels anpassen, d.h. die Flüsse müssen fit für den Klimawandel gemacht werden. Die Widerstandskraft (Resilienz) der Fließgewässer gegen die Folgen des Klimawandels muss gestärkt werden.

Zwei Beispiele, warum das von so großer Bedeutung ist.

Steigende Temperaturen:

Bei gravierender Gewässererwärmung geraten herbst- und winterlaichende Fischarten, z.B. Bachforelle, unter Druck. Zu warmes Wasser kann die Entwicklungszeiten der Eier so stark verkürzen, dass die Larven zu früh bei unzureichendem Nahrungsangebot schlüpfen (noch im Winter, statt im Frühjahr).

 

Anhaltende Trockenperioden und zunehmende Extremniederschläge:

Deren Folgen werden durch den jahrzehntelangen Flussverbau verschärft. Mit der Eindeichung und Begradigung gehen Auelebensräume und somit Retentionsflächen verloren. Altwässer werden vom Hauptstrom abgeschnitten und verlanden.

 

Zu fordernde Maßnahmen:

  • Überflutungsauen ausweiten, Deichrückverlegungen zügig umsetzen
  • Rückbau von Ufersicherungen, dort wo es möglich ist
  • Revitalisierung der Nebengewässer
  • Erhöhung der Strömungsvielfalt, z.B. durch Insellösungen und neue Seitenarme
  • Schaffung von Tiefenvarianzen.

 

Fazit: Eine rasche Zielerreichung der EG- WRRL sichert die Anpassung der Gewässer an die Folgen des Klimawandels und stärkt die Resilienz der Gewässer.

 

Klimawandel und Niedrigwasser

Unsere Binnengewässer sind bereits heute hochgradig gefährdete Zentren der Artenvielfalt. Durch die Folgen des Klimawandels werden diese Ökosysteme noch stärker unter Druck gesetzt (KLIWA-Heft 22).

Warum ist der Fokus auf die Gewässerökosysteme so wichtig?

Viele Lebensvorgänge in unseren Bächen und Flüssen sind temperatur- und abflussgesteuert.

Wir bekommen zwar sehr oft medienwirksam die Folgen des frühen Austreibens, z. B.  der Obstgehölze und die Folgen einsetzender Spätfröste mit.

Was im Gewässer passiert, bleibt eher im Unklaren.

Betroffen sind dabei die uns anvertrauten Organismen: Muscheln, Krebse, Fische und Wirbellose. Bei Niedrigwasser sind die Betroffenheiten sehr gravierend. Extreme Situationen im Niedrigwasserbereich werden erst allmählich sichtbar. Deshalb wird das Thema Niedrigwasser häufig unterschätzt.

Durch die Hochwasserereignisse der letzten Jahre ist das Thema Niedrigwasser in den Hintergrund gerückt. Das ist in Anbetracht der hohen Risiken für die Bevölkerung auch verständlich.

Die Niedrigwasserszenarien der KLIWA- Studien sind jetzt schon alarmierend. Nachfolgend  hierzu einige Hinweise mit regionalem Bezug.

KLIWA-Studien untersuchen die Auswirkungen veränderter Klimasignale auf die Ausprägung von Niedrigwasserperioden und die Auswirkung veränderter Niedrigwasserbedingungen auf die Gewässerökologie und wasserwirtschaftliche Nutzungen.

 

KLIWA-Untersuchungen deuten darauf hin, dass sich im Süddeutschen Raum eine Veränderung hin zu trockeneren Sommern und feuchteren Wintern vollzieht. Einhergehend mit klimabedingten Temperaturanstiegen ist daher von einer Intensivierung sommerlicher Niedrigwasserperioden in Fließgewässern auszugehen. Das erhöht den Nutzungsdruck auf die Wasserressourcen, z.B. durch erhöhten Bewässerungsbedarf in der Landwirtschaft.

 

Auswirkungen auf einzelne Nutzungen

Verschiedene Wassernutzungen sind durch klimabedingte Abflussveränderungen und Niedrigwasserperioden unterschiedlich stark betroffen. Aus Sicht der Fischereiökologie sind für den Regierungsbezirk Niederbayern nachfolgende Nutzungen von besonderer Relevanz:

 

  • Wasserentnahme aus Oberflächengewässern zur Energiegewinnung, insbesondere kleinerer Wasserkraftanlagen

           hier: Verschärfung der Restwasserproblematik, Auswirkungen erlaubten und nicht                            erlaubten Schwellbetriebes (Sunk und Schwall).

 

  • Wasserentnahmen aus Oberflächengewässern zur Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen.

        Konflikt: Sommerlicher Bewässerungsbedarf bei hohen Temperaturen und anhaltender                            Trockenheit.

 

  • Einschränkung des Kanusports und ähnlicher Freizeitnutzungen.

 

  • Abwasserbeseitigung; Auswirkungen eingeleiteter Abwässer aus Kläranlagen in die Vorfluter bei Niedrigwasserperioden sind, regional gesehen, problematisch.

 

  • Wassergewinnung; während der Niedrigwasserperioden kann es in Regionen mit gering ergiebigen Grundwasserspeichern (z. B. Bayer. Wald) zeitweise zu Engpässen in der Trinkwassergewinnung kommen. Versiegende Quellen und stark abgesenkte Grundwasserstände haben auch Einfluss auf die Fließgewässer. Wir beobachten, dass die Stadtwerke zunehmend die Quellschüttungen massiv ausbeuten.

 

Auswirkungen auf Fische

Niedrigwasserstände schränken Fischwanderungen deutlich ein.

Temperaturerhöhungen und damit verbundene sinkende Sauerstoffgehalte können sich negativ auf Salmonidenartige (sh. auch oben zur Eientwicklung) auswirken.

Durch zeitweises Trockenfallen insbesondere der Restwasserstrecken an Kleinwasserkraftanlagen wird die Durchgängigkeit eingeschränkt.

 

Somit ist generell von vermehrtem Stress durch Niedrigwasserperioden für die Gewässerökologie und die Wasserqualität auszugehen. Die Gewässerökologie muss im Schema der Wassernutzungen, insbesondere während Niedrigwasserperioden eine übergeordnete Position einnehmen. Es liegt klar auf der Hand, dass sich die Variabilität von Wassertemperatur, Wassermenge und Wasserqualität auf alle gewässerökologischen Gesichtspunkte auswirkt.

 

Ein erfolgreiches zukünftiges Niedrigwassermanagement sollte sowohl operative Maßnahmen für den akuten Niedrigwasserfall, aber insbesondere auch Maßnahmen zur Niedrigwasservorsorge beinhalten. Die Fischereiorganisationen mit ihrer Fachkompetenz müssen gefragte Partner bei der Erstellung künftiger Managementpläne werden.

 

Wenn es um die Lebensraumverbesserung der uns anvertrauten Gewässer geht, müssen die Fischereiorganisationen ihre künftigen Ziele und Forderungen verstärkt vor dem Hintergrund des Klimawandels formulieren und öffentlichkeitswirksam darstellen. Dazu ist es notwendig, dass der LFV Bayern zeitnah ein umfassendes Positionspapier erstellt. Die dargestellten Ausführungen sind eine Anregung dazu.

 

Unsere Gewässer müssen klimafit gemacht werden!

 

Quellen:

Pressemeldung zur UN- Wasserkonferenz 2023

Dr. Christian Wolter, Leibnitz- Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, Berlin, auf der SKV- Tagung 2023 in Künzell

LfU Bayern, Umweltzielerreichung, ökologischer Zustand (Grafik), 22.12.2022

KLIWA-Bericht, Heft 23, April 2018

      Arbeitskreis KLIWA (KIimaveränderung und Wasserwirtschaft)

  • Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW)
  • Landesamt für Umwelt (BLfU)
  • Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz (LfU)

  www.kliwa.de

 

Präsident Michael Kreiner

Geschäftsführer Jörg Kuhn, Landau 28.03.2023

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