Biogasunfall: 30 Kilometer Fließgewässer tot
von Rudi Büchs
Fischereiverband beklagt nach Biogasunfall: 30 Kilometer Fließgewässer tot.
Landau, Arnstorf. Bei einem Biogasunfall eines landwirtschaftlichen Betriebes bei Arnstorf sind am 16. Juni 2015 ca. 350.000 Liter Gülle zunächst in den Zeller Bach und dann in die Kollbach geflossen. Die traurige Zwischenbilanz bis zum Samstag: 3,5 Tonnen tote Fische. „Es werden wohl noch mehr“, prognostizierte Hans Kramlinger, 1. Vorsitzender des Kreisfischereivereins Pfarrkirchen.
Es ist eine der größten Umweltkatastrophen, nicht nur für die von uns betreuten Gewässerabschnitte, sondern wohl im gesamten Landkreis, betonte er. Jörg Kuhn, Geschäftsführer vom Fischereiverband Niederbayern zeigte sich über die mögliche weitere Entwicklung sehr besorgt: „Der Zeller Bach und die Kollbach sind wohl biologisch tot. Die Auswirkungen auf die Vils sind noch nicht absehbar.“
Die Gewässer zeichneten sich durch eine hohe Artenvielfalt aus. Barben, Nasen, Mühlkoppen, Rote-Liste-Arten, wie Schneider und Bitterling haben nicht überlebt. Auch die besonders geschützte Bachmuschel und die Edelkrebsbestände wurden vernichtet, so die Befürchtung von Hans Kramlinger.
Jahrzehntelange Hege und Pflege der Gewässer ist mit einem Schlag auf mehrere Jahre hin zerstört. Denn es ist absehbar, dass auch der Großteil der Kleinstlebewesen, Köcherfliegenlarven, Bachflohkrebse und vieles mehr vergiftet wurden. Genauere Untersuchungen müssen noch durchgeführt werden. „Es wird Jahre dauern, bis sich die Fließgewässer mit ihrem Artenreichtum wieder vollständig erholen“, konstatierte Kuhn.
Ein besonderes Ärgernis für die Fischereiorganisationen ist der laxe Umgang mit wassergefährdenden Stoffen in Biogasanlagen. Dazu gehören auch Gülle, Jauche oder Festmist. „Seit Jahren fordern wir vom Gesetzgeber klare Vorgaben zur Verbesserung der Sicherheitsstandards von Biogasanlagen. Es liegt doch klar auf der Hand, dass die jetzigen Gesetze nicht ausreichen. Unsere Fließgewässer sind wertvollste Ökosysteme und Biotopverbundachsen. Sie müssen besser geschützt werden“, zeigte sich Kuhn energisch. Kramlinger ergänzt: „Wenn der nachträglich errichtete Havariewall gesetzlich vorgeschrieben wäre, wäre die Katastrophe nicht passiert.“
Die Fischer richteten einen eindringlichen Appell an die Politik, endlich einheitliche Sicherheitsstandards zum Schutz der Gewässer zu beschließen. Die Bundesverordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen, zu denen auch Biogasanlagen gehören, liegt seit anderthalb Jahren beim Bundesrat, der dem vom Bundeskabinett beschlossenen Entwurf zustimmen muss. Kuhn: „Während unsere Bäche und Flüsse in Bewegung sind, herrscht bei der Politik hier bedauerlicher Stillstand.“
Jörg Kuhn
Geschäftsführer