Bodenschutz ist Gewässerschutz

von Veronika Arz

Schlamm belastet zunehmend die Gewässer

Gewässer ohne Randstreifen sind dem Schlammeintrag schutzlos ausgeliefert

Bodenschutz – ein Beitrag zum Gewässer- und Hochwasserschutz

 

Die Unwetter in diesem Sommer führten zu ungewöhnlich vielen Hochwasserkatastrophen. Kleine, unscheinbare Bäche wurden innerhalb kürzester Zeit zu reißenden Flüssen. Der 1. Juni 2016 hat gezeigt, was die Fluten des Altbaches in Triftern oder des Simbaches in Simbach am Inn anrichten können. Zurück bleibt Leid und hoher Schaden. Zurück bleibt aber auch tonnenweise Schlamm.

Gerade an diesem Schlamm entzündete sich eine kontroverse Diskussion um Anbaumethoden der Landwirtschaft im Allgemeinen und des Maisanbaus im Besonderen. Die PNP berichtete mehrfach in ihren Lokalausgaben. Auffällig war, dass nie mit belastbaren Daten argumentiert wurde. Das nahmen Vizepräsident Hans-Dieter Scheiblhuber und Geschäftsführer Jörg Kuhn vom Fischereiverband Niederbayern e.V. zum Anlass, auch auf den Konfliktbereich zwischen Schlammeintrag, also Erosion, und Gewässer- und Fischartenschutz hinzuweisen. Die PNP berichtete am 15. und 16. August 2016.

Die Kommission Bodenschutz beim Umweltbundesamt (KBU) veröffentlichte im Juli 2016 ein Positionspapier mit dem Titel „Böden als Wasserspeicher“. Die PNP berichtete in einer Randnotiz am 27.07.16 im Wirtschaftsteil. Die KBU kommt zu dem Schluss, dass das Potenzial der Wasserrückhaltung von Bioäckern deutlich höher als von konventionell bewirtschafteten Feldern ist, da die Versickerungsrate mehr als doppelt so hoch ist. Den Blick hierauf zu schärfen macht durchaus Sinn. Landwirtschaftliche Böden stellen etwa die Hälfte der für Versickerung und Wasserspeicherung zur Verfügung stehenden Landfläche (Statistisches Bundesamt 2010). Verschlammung und Bodenverdichtung zerstören das Bodengefüge. Die Wasserspeicherfähigkeit ist stark reduziert. Starkregenereignisse führen dann zu verstärktem Oberflächenabfluss, Bodenerosion und lokalen Überschwemmungen. Die KBU führt dazu aus: „Die relative Fähigkeit von Böden, Wasser zu speichern, nimmt in der Reihenfolge Wald, Dauergrünland, ökologischer Acker- und Futterbau, konservierende Bodenbearbeitung und schließlich konventioneller Ackerbau von 100 % > 78 % > 35 % > 27 % > 20 % bis auf 16 % ab.“

„Dauergrünland nimmt beim Speichervermögen von Wasser den Platz 1 in der Landwirtschaft ein“, stellt Kuhn klar. Konventionell bebaute Ackerflächen landen abgeschlagen auf dem letzten Platz. Deren Speichervermögen ist nur halb so effizient wie der Acker eines Biolandwirtes. Ihr Anteil an groben Bodenporen ist zu gering, um große Wassermengen in tiefere Bodenschichten zu transportieren.

Es liegt also auf der Hand, dass intensiver Maisanbau, gerade in Hanglangen, ein erhöhtes Risiko für Erosion in Gewässer darstellen. Der Erosionsatlas Bayern zeigt eindrucksvoll, wo der Bodenabtrag durch Wassererosion bezogen auf die landwirtschaftlich genutzte Fläche am höchsten ist: Der Hot Spot liegt in Niederbayern, speziell im Rottal. Mehr als sechs Tonnen pro Hektar und Jahr können abgetragen werden. Es ist ein Mittelwert von Acker- und Grünland. Reine Ackerflächen können durchaus auch zehn Tonnen pro Hektar und Jahr verlieren. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft weist aber auch darauf hin, dass nur ein Teil des abgetragenen Bodens in die Bäche gelangt. Der überwiegende Teil bleibt am Hangfuß liegen. Aber eben auch nur dann, wenn Uferrandstreifen vorhanden sind. Sie sind in Bayern als einzigem Bundesland bisher nicht gesetzlich vorgeschrieben. Das Landwirtschaftsministerium setzt lieber auf die Freiwilligkeit der Landwirte. Dafür fließen Subventionen über verschiedene Programme. Die nachhaltige Wirkung dieser Maßnahmenbündel steht sicher auf dem Prüfstand bis zur anstehenden Novellierung des Bayerischen Wassergesetzes.

 „Ein schwacher Trost für die uns anvertrauten Fische, Muscheln, Krebse und Mikroorganismen“, bedauert Scheiblhuber. Denn ein Blick auf die Erosionskarte des Bayerischen Landesamtes für Umwelt zeigt Erschreckendes: Die Gewässerbelastungen durch Bodenabtrag in Oberflächengewässer ist auch hier mit weitem Abstand am größten. Im unmittelbaren Einzugsgebiet eines Flusses oder Baches beträgt er im Rottal vielerorts mehr als 400 kg pro Hektar und Jahr. Auch das sind Durchschnittswerte. Sie können deutlich in die Höhe schnellen. „Wertvoller Ackerboden gehört auf die Felder und nicht in die Gewässer“, bekräftigt Scheiblhuber. Denn nur im sauberen Kieslückensystem können sie sich entwickeln und dauerhaft überleben.

Die organisierte Fischerei fordert erhöhte Anstrengungen, den Bodenschutz deutlich zu verbessern. Bodenschutz ist Gewässerschutz, ist Fischartenschutz, ist Hochwasserschutz. Die Fischer sind auch überzeugt, dass nur eine konstruktive, faire Diskussion mit der Landwirtschaft nachhaltig dazu führen kann, die Konfliktbereiche gemeinsam zu lösen. Projekte wie am Rottauensee oder am Mertsee sind erste gute Ansätze, wenn es nicht bei Planungen und Lippenbekenntnissen bleibt. „Für die heimischen Kieslaicher, wie Nase, Barbe oder Forelle, ist es fünf vor zwölf“, warnt Scheiblhuber. Auf verschlammten und versandeten Kiesbänken kann kein Fischlaich abgelegt werden. Außerdem verschwinden die Mikroorganismen aus dem Kieslückensystem. Sie wiederum sind Nahrungsgrundlage für die Fische.

 Fazit: Unsere Gewässer sind ein vernetztes, sensibles und schützenswertes Stück Heimat.

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