Großbaustelle am Innkraftwerk Ering

von Veronika Arz

Dr. Gerald Zauner stellte die ökologischen Highlights der Großbaustelle vor. Die Durchgängigkeit am Kraftwerk wird durch ein ca. 2,5 km langes Umgehungsgerinne hergestellt. „Gerinne“ ist hier untertrieben, denn es handelt sich um einen Flusslebensraum mit der Funktion einer Wanderachse. Im Regelbetrieb fließen hier immerhin 2 – 8 m³/s, im Höchstfall bis zu 12 m³/s durch. Die maximale Breite wird 40 m betragen. Der neue künstliche Fluss wird im Uferbereich und in der Sohle reich strukturiert.

Im Unterwasser wird ein Insel-Nebenarmsystem neu geschaffen. Wie den Planfeststellungsunterlagen zu entnehmen ist, werden hier über 700.000 m³ Ufer und 12.000 m³ Wasserbausteine zurückgebaut. Auf einem ehemaligen Maisacker entsteht ein neues Altwasser. Es ist an den Nebenarm angeschlossen. Es wird mit Totholz aus rund 50 gerodeten Bäumen reichlich strukturiert.

Als dritte wesentliche Maßnahme wird die Eringer Au durch verbesserte dynamische Dotation der Auegewässer in ihrem Bestand nachhaltig gesichert und kann sich in der Zukunft weiterentwickeln.

Die Maßnahme ist mit einem Gesamtvolumen von rd. 9 Mio. Euro, inklusive Planungskosten, veranschlagt. Baubeginn war Oktober 2017. Aufgrund des trockenen Sommers, war ein zügiger Baufortschritt möglich. Vertreter der Innwerk AG zeigten sich zuversichtlich, dass mit Beginn des Sommers 2019 die Bauarbeiten im Wesentlichen abgeschlossen werden können.

Die Spannung steigt, wann der erste Huchen bei seiner Wanderung flussaufwärts gesichtet werden kann. Denn er ist aus Sicht der Fischereiorganisationen der Leitfisch, auf den alle Bemühungen zur Verbesserung der Durchgängigkeit abgestimmt werden müssen. Darauf hat der FVN bei vielen zurückliegenden Gesprächen mit allen einschlägigen Fachstellen und dem Kraftwerksbetreiber hingewiesen.

Rückblick:
Im Auftrag des FVN erstellte Prof. Dr.-Ing. Hans-Peter Hack 2006 eine gutachterliche Stellungnahme zur Verbesserung der Gewässerdurchgängigkeit im Bereich des Flusskraftwerkes Ering am Inn. Sein Bericht beschäftigte sich mit der Verbesserung der technischen Fischaufstiegsanlage am Kraftwerk, der Schaffung eines Umgehungsgerinnes in der Nähe des Kraftwerkes sowie der Möglichkeit der Vernetzung von Seitengewässern mit dem Hauptfluss zur Verbesserung der Dynamisierung der Eringer Au.

In der Folge erteilte die E.ON Wasserkraft (Vorgänger der Innwerk AG) in Partnerschaft mit dem FVN den Auftrag, die vorhandene Fischaufstiegsanlage am Kraftwerk auf ihre Funktionstüchtigkeit zu überprüfen. Die Befischungen (2007/2008) übernahm Dr. Thomas Schützeneder (SchueTo Umwelttechnik), der auch das Gutachten (2009) hierzu erstellte. Dem Fischpass, eine Kombination aus einem technischen Fischpass mit 29 Becken und einem beleuchteten Tunnel mit „Fahrstuhl“, der die Fische ins Oberwasser bringt, wurde eine „eingeschränkte Funktionsfähigkeit“ attestiert. Immerhin wurden durch die Reusenbefischungen 12 Fischarten, darunter auch Nasen, Barben und Nerflinge festgestellt. Die Größen variierten von 4 bis 52 cm. Huchen wurden leider keiner dabei.


Fazit:
Fischereiökologische Belange, die der FVN vor über 12 Jahren intensiv zur Diskussion gestellt hat, werden nun auf der Großbaustelle, die ihren Namen verdient, verwirklicht. Die anwesenden Fischereivertreter zeigten sich jedenfalls beeindruckt von den laufenden Maßnahmen.

Am Dammfuss entsteht ein 2,5 km langer naturnaher „Umgehungsfluss“, rechts im Hintergrund ist das Kraftwerk Ering zu sehen.                                                                         Foto: Kuhn

Dr. Gerald Zauner (2.v.li.) erläutert Präsident Prof. Albert Göttle (2.v.re.) und Vizepräsident Hans-Dieter Scheiblhuber (li.) die Maßnahmen im Unterwasserbereich.                   Foto: Kuhn

Der Inn (rechts) bekommt einen Nebenarm. In der Mitte bleibt eine Insel stehen, auf der sich Silberweide und Schwarzpappel ansiedeln wird.                              Foto: Kuhn

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