Ministertreffen im Vilstal
von Rudi Büchs
Umweltministerin Scharf und Landwirtschaftminister Brunner auf Infotour
Das kommt nicht alle Tage vor: Eine Ministerdoppelspitze mit Umweltministerin Ulrike Scharf und Landwirtschaftsminister Helmut Brunner traf sich zur Infotour in Frontenhausen. Bei einer Rundfahrt am 9. September 2015 informierten sie sich über die Initiative
„boden:ständig“ im niederbayerischen Vilstal. Im Rahmen des von der Verwaltung für Ländliche Entwicklung Niederbayern betreuten Schwimmbach-Projektes verbessern Bauern, Gemeinden und Fachbehörden gemeinsam den Gewässer- und Bodenschutz.
Fehlende Uferrandstreifen, riesige Maisfelder in Hanglagen, Entwässerungsgräben, die zu Schlammautobahnen degradieren, nicht geräumte Sedimentationsbecken:
Das sind gewichtige Ursachen, die zu massiven Zielkonflikten mit dem Gewässerschutz und somit letztlich auch dem Fischartenschutz führen. Schlamm und Sand gefährden die Lebensraumqualität aller Gewässerorganismen, naja vielleicht mit Ausnahme des Schlammröhrenwurms.
So sehr die Fischerei auch als Mahner auftritt, so sehr bemüht sich die Landwirtschaft darum, ein hohes Interesse an einem nachhaltigen Schutz ihrer Böden zu dokumentieren. Ihre Böden seien schließlich die elementare Grundlage für die Ertragsbildung, so der Tenor der Landwirte. Auch die Landwirtschaft sieht sich nach eigenem Bekunden dem Schutz des Wassers und der Gewässer verpflichtet.
Aus all diesen Gründen wurde die Verwaltung für Ländliche Entwicklung beauftragt, mit der Initiative „boden:ständig“ neue Wege beim Boden- und Gewässerschutz zu beschreiten. Um Erosion und diffuse Nährstoffeinträge in die Bäche zu verringern, setzt die Initiative auf eine enge Partnerschaft von Landwirten, Gemeinden und Fachbehörden. Das Prinzip der Freiwilligkeit hat dabei einen sehr hohen Stellenwert.
Wie „boden:ständig“ Lösungsmöglichkeiten vor Ort bewusst macht, zum Handeln und durch gelungene Umsetzungsbeispiele zum Mitmachen anregt, darüber konnten sich Umweltministerin Ulrike Scharf und Landwirtschaftsminister Helmut Brunner im Vilstal informieren. Geschäftsführer Jörg Kuhn vom Fischereiverband Niederbayern nutzte die Gelegenheit, auf die Belange der Fischerei und deren Sorgen um die Qualität der kleinen und kleinsten Bäche hinzuweisen.
Ministerin Scharf betonte: „Für das Wasserland Bayern ist die Pflege seiner Gewässer besonders wichtig.“ Das Schwimmbachprojekt sei eine gute Möglichkeit zur Zusammenarbeit von Landwirten und Gewässerschutz. Minister Brunner ergänzte: „Nachhaltiger Boden- und Gewässerschutz lässt sich nicht durch Pläne und Programme oder Verwaltungsvorschriften erreichen, die München, Berlin oder Brüssel vorgibt.“ Es gelte Freiwilligkeit vor Ordnungsrecht: „Nur, wer von seiner Leistung überzeugt ist, wird auch seinen Beitrag leisten“, betonte Brunner. Genau das wollte das Amt für Ländliche Entwicklung Niederbayern bei der Infofahrt durch das Vilstal aufzeigen.
Kleine Maßnahmen, große Wirkung
Das ist das Credo der Projektmanager. Vor Ort führten sie begrünte Abflussmulden, Maßnahmen zur Bachauenentwicklung und Mulchsaaten vor. Das Schwimmbach-Projekt startete 2004, vor 11 Jahren. Die erste Umsetzungsphase ist nun abgeschlossen - mit acht Maßnahmen. Die zweite Phase läuft derzeit an. Das Projektgebiet ist mit 3600 Hektar überschaubar. Zugegeben: Es handelt sich um ein Modellprojekt. Es soll zum Nachahmen anregen. Das braucht eben seine Zeit. Es bleibt die Hoffnung der Fischerei, dass die vielzitierte Freiwilligkeit bei weiteren Projekten nicht im Schlamm versickert.
Immerhin laufen bzw. starten bayernweit 36 Initiativen über „boden:ständig“. Einen Überblick bietet www.boden-staendig.eu. Ein Blick auf die Seite lohnt sich auch für die Fischereivereine. Sie können prüfen, ob ihr Fischereirecht mittel- oder unmittelbar betroffen ist. Die Projektmanager freuen sich bestimmt über einen Kontakt. Auch wenn die Gemeinsamkeit aller Beteiligten hervorgehoben wird, sitzen die Fischer nicht automatisch im Boot.